Krebspest

Bei der Krebspest handelt es sich um eine Krankheit, die für europäische Flusskrebse meist tödlich endet. Sie wird durch einen pilzähnlichen Erreger, den Oomycet Aphanomyces astaci, verursacht. Seit dem 19ten Jahrhundert wird der aus Nordamerika stammende Krebspesterreger wiederholt über seinen ursprünglichen Wirt, invasive amerikanische Flusskrebsarten, in europäischen Gewässern verbreitet und richtet großen Schaden an.

Amerikanische Flusskrebse sind normalerweise resistent gegen den Erreger. Sie sterben an der Krebspest nur, wenn ihr Immunsystem durch andere Faktoren geschwächt ist. Der obligate Flusskrebspathogen führte bereits zur Ausrottung von Tausenden von Flusskrebspopulationen in ganz Europa (Abbildung 1) und gehört deswegen zu einer der 100 schlimmsten invasiven Arten weltweit. In Schweden sind beispielsweise innerhalb von 100 Jahren 95% der Flusskrebspopulationen ausgestorben. Verantwortlich für die hohen Mortalitätsraten war, neben anderen Faktoren wie Überfischung und Verbauung von Gewässern, vor allem der Krebspesterreger.

 

Abbildung 1: Verbreitungsgebiet des Krebspesterregers Aphanomyces astaci. Achtung: Diese Karte ist nicht mehr aktuell, der Krankheitserreger ist längst auch z.B. in der Schweiz oder in Italien angekommen.

Bisher sind sechs nach Europa eingebrachte, invasive amerikanische Flusskrebsarten als Überträger identifiziert worden: Signalkrebs [Pacifastacus leniusculus (Dana, 1852)], Kamberkrebs [Faxonius limosus (Rafinesque, 1817)], Amerikanischer Sumpfkrebs [Procambarus clarkii (Girard, 1852)], Kalikokrebs [Faxonius immunis (Hagen, 1870)], Marmorkrebs [Procambarus fallax (Hagen, 1870) f. virginalis] und Viril-Flusskrebs [Faxonius virile (Hagen, 1870)]. Es wird vermutet, dass auch weitere der insgesamt mindestens acht in Europa vorkommenden amerikanischen Flusskrebse als Überträger der Krankheit fungieren.

Ein einzelner amerikanischer Flusskrebs kann ausreichen, um eine gesamte Population europäischer Flusskrebse in einem Gewässer auszurotten. Vor allem bei einer Häutung oder nach dem Tod der infizierten (eingeführten oder einheimischen) Flusskrebse kommt es zu einer massenhaften Verbreitung von A. astaci-Sporen. Da die Sporen im Wasser bis zu drei Wochen überleben, kann es speziell in einem Fließgewässer zu einer flächendeckenden Neuinfektion kommen.

Neben amerikanischen Flusskrebsen wird die Krankheit auch durch jeden Gegenstand oder Organismus, der in Kontakt mit infiziertem Wasser stand, verbreitet, z.B.: Angelmaterial, Tiere, Boote, Messgeräte usw. Die Verbreitung durch den Menschen kann verhindert werden, wenn Material, das mit Wasser in Kontakt kam, desinfiziert oder vollständig getrocknet wird, bevor es in einem neuen Gewässer zum Einsatz kommt. Außerdem muss das Aussetzen weiterer gebietsfremder Flusskrebse verhindert werden. Bei fischereilichen Aktivitäten sollte zudem danach getrachtet werden, dass Besatzmaterial aus keinen verseuchten Gebieten stammen. Hier ist besonders eine Aufklärung über die Gefahr, die von invasiven Arten ausgeht und eine richtige Bestimmung der Flusskrebsarten überaus wichtig!