Aktuelle Forschung

Bis vor wenigen Jahren ist man davon ausgegangen, dass alle amerikanischen Flusskrebse Träger von A. astaci sind und dass eine Infizierung mit dem Krebspesterreger für alle europäischen Flusskrebse tödlich ist. Neueste Forschungsergebnisse beweisen jedoch, dass diese Annahmen nicht uneingeschränkt richtig sind.

So haben einige Untersuchungen gezeigt,  dass amerikanische Flusskrebspopulationen in Einzelfällen nicht mit dem Krebspesterreger infiziert sind. Dies kann sogar  eine Koexistenz von europäischen und amerikanischen Flusskrebspopulationen ermöglichen.

In einigen Ausnahmefällen wurden sogar europäische Flusskrebsarten vorgefunden, die mit dem Krebspesterreger infiziert waren aber nicht an der Krebspestinfektion starben. Das konnte an einigen europäischen Galizierkrebsen in Rumänien und in der Türkei sowie an einigen europäischen Edelkrebspopulationen in Finnland festgestellt werden. Diese zeigten trotz der Infektion bislang keine Symptome der Krankheit (zB. fehlende Koordination) und auch  keine erhöhten Mortalitätsraten in den untersuchten Populationen. Ob diese latente Infektion durch eine erhöhte Resistenz der europäischen Krebse oder durch eine verminderte Virulenz des Erregers ermöglicht wird, muss noch geklärt werden. Auf Letzteres deuten erste Untersuchungen an den finnischen Populationen.

Beim Krebspesterreger wurden auch verschiedene Untergruppen identifiziert, die sich auch hinsichtlich ihres ursprünglichen Wirtes, das heißt der speziellen amerikanischen Flusskrebsart unterscheiden. So wird vermutet, dass sich diese Stämme in ihrer Virulenz gegenüber europäischer Flusskrebse voneinander unterscheiden.

Die neuen Ergebnisse zeigen, dass die bisherigen Annahmen (alle amerikanischen Flusskrebse sind Träger von A. astaci und eine Infizierung mit dem Krebspesterreger ist für alle europäischen Flusskrebse tödlich) so nicht stimmen. Da man den Krebspesterreger mit dem bloßen Auge nicht identifizieren kann, ist der eindeutige Nachweis des Krebspesterregers (z.B. bevor ein Besatz mit Flusskrebsen durchgeführt wird) mit modernen Analysemethoden besonders wichtig.